Naturstein- und Bildhauerarbeiten seit 1889
HAMBURG - OHLSDORF

Warum nicht einfach anonym?

Ist doch klar, weil dann die Steinmetz - Zunft bald arbeitslos wäre...

... mag Ihnen bei dieser Frage spontan durch den Kopf gehen.
Es ist in der Tat so, dass nicht zuletzt wegen der zunehmenden anonymen Bestattungen unser Jahrtausende altes Handwerk um´s Überleben kämpft.
Aber es sind nicht nur wirtschaftliche Interessen, die diese Frage aufwerfen. Vielleicht interessiert Sie unsere Antwort...

Was zunächst von einigen besonders progressiven Künstlern und Prominenten als "chic" oder "modern" gepriesen wurde, entwickelte sich schnell zu einem Massenphänomen, weil viele Leute hier eine Möglichkeit sahen, endlich mit einer als überholt empfundenen Tradition zu brechen. Und bei manchem mögen auch die in den Anfangszeiten geringeren Kosten eine Rolle gespielt haben.
In Zeiten der auseinander- brechenden traditionellen Familienstrukturen und des Verfalls der althergebrachten Werte wirkt die überlieferte Bestattungskultur in der Tat manchmal etwas "altmodisch".
Und angesichts anhaltend hoher Scheidungsraten und der von der Wirtschaft geforderten "Mobilität", die viele Familien in alle Himmelsrichtungen verstreut, könnte ein Familiengrab mit Grabstein auf den ersten Blick als nicht mehr zeitgemäß erscheinen.

Oder ist es heute vielleicht gerade deshalb wieder "zeitgemäß" ?
Für manchen ist ein Familiengrab trotz aller Widrigkeiten des Lebens ein zentraler, ruhender Punkt; ein Anker, um den sich die gesamte Familiengeschichte rankt - und an dem diese Geschichte ablesbar ist.
Es kommen durchaus Kunden zu uns, die sich zu Lebzeiten ganz bewußt "ihr" Grab gekauft haben und sich "ihren" Grabstein aussuchen - weil ihnen das in der Hektik des Alltags ein Stück Gewißheit gibt.

Der Umgang mit dem Tod hat auch etwas mit Selbstdarstellung zu tun. Doch die vordergründig "lockere, unverkrampfte" Einstellung zum Tod, die in der Anonymität zum Ausdruck zu kommen scheint, erweist sich letzten Endes oft als eine Art von Verdrängung, die der Trauerbewältigung entgegensteht.
Die generelle Verdrängung des Todes in unserer Gesellschaft führt dazu, dass die Generation, die die Basis für unseren Wohlstand geschaffen hat, vielfach zum Sterben in Krankenhäuser und Heime abgeschoben wird. Da liegt es nahe, auch diesen allerletzten Schritt auf eine vermeintlich einfache Art und Weise zu erledigen. Für Viele mag das die richtige Lösung sein.

Manch Einem, der einen Angehörigen anonym bestattet hat, "fehlt" dann aber plötzlich doch etwas, und er beginnt zu begreifen:

"Trauer braucht einen Ort" .

So gibt es viele Fälle, in denen Hinterbliebene später versuchen, doch noch herauszufinden, wo genau die Beisetzung denn nun stattgefunden hat. Und zwar weil sie das dringende Bedürfnis haben, an eben dieser Stelle ein paar Blumen zu pflanzen - Emotionen, die ihnen zuvor völlig fremd waren und die sie sich niemals zugetraut hätten.
Aber die Erkenntnis, daß man der Lebensleistung, dem Charakter oder der Bedeutung des Toten für das eigene Leben mit der Entsorgung auf einer anonymen, großen Rasenfläche vielleicht doch nicht gerecht geworden ist, kommt dann zu spät.
Es ist mittlerweile unumstritten, dass die klassischen Rituale eine

wichtige Funktion bei der Bewältigung der Trauer haben.

Dazu gehört neben der Trauerfeier und dem Grab als greifbarem Ort der Besinnung und des Gedenkens auch ein Grabmal - für viele Menschen sogar die aktive Mitgestaltung eines solchen, wie Sie auf unserer Homepage an anderer Stelle erfahren können.